Die meisten Materialeigenschaften, z.B. mechanische und magnetische
Eigenschaften, sind anisotrop, d.h. ihre Kenngrößen hängen von der
kristallographischen Richtung im Einkristall ab. Deshalb verhalten sich
polykristalline Aggregate auch anisotrop, wenn die
Orientierungsverteilung der Kristallite, die sog. Textur, nicht regellos
ist. Die Größe der Anisotropie hängt von Typ und Stärke der Textur ab.
Polykristalline Materialien werden in technologischen Prozessen
hergestellt bzw. bearbeitet, z.B. Walzen von Metallblechen. Diese
Prozesse können zu einer Veränderung der Orientierungsverteilung der
Kristallite führen. Deshalb ist die Bestimmung und Interpretation der
Textur von fundamentaler Bedeutung für Materialwissenschaftler und
Ingenieure. Für die Materialtechnologie geben Analysen der
Texturänderung nach thermo-mechanischer Behandlung wertvolle
Informationen über die ablaufenden Festkörperprozesse, wie
Kristallisation, plastische Verformung, Rekristallisation, Kornwachstum
und Phasentransfor- mationen sowie über deren Einfluss auf die
Anisotropie der physikalischen Eigenschaften.
Gegenwärtig gibt es eine ganze Reihe von Techniken, um Texturen von
Materialien zu analysieren. Diese umfassen die gut etablierten Methoden
der Röntgen- und Neutronenbeugung, die die Bestimmung der Globaltextur
ohne Bezug zum Ort individueller Körner in der Probe (Makrotextur)
ermöglichen und moderne Methoden, die die Messung individueller
Orientierungen (Mikrotextur) im Raster- oder
Transmissionselektronenmikroskop in direktem Bezug zur Mikrostruktur
erlauben. Die letzteren Methoden, insbesondere die Beugung mit
rückgestreuten Elektronen im Rasterelektronenmikroskop (electron
backscatter diffraction, EBSD), gestatten die automatische
Orientierungsmessung gewisser Bereiche der Mikro- strukur
(Orientierungskarten), die Informationen über die Korn- und Phasen-
grenzen (Mesotextur) liefern.
In der Fortbildungsveranstaltung wird ein Überblick über den aktuellen
Stand der Texturforschung aus wissenschaftlicher und technologischer
Sicht gegeben. Die Veranstaltung wendet sich daher gleichermaßen an
Wissenschaftler wie Ingenieure, die in der Forschung und Entwicklung, in
der industriellen Fertigung sowie der Prozess- und Qualitätskontrolle
tätig sind.
Technische Universität Dresden
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