Hermann Müller wurde in Thüringen geboren und studierte Gießereikunde an der Bergakademie Freiberg. Nach kurzer Tätigkeit im VEB Walzengießerei in Coswig bei Dresden wurde er wissenschaftlicher Angestellter am damaligen Institut für Härtereitechnik in Bremen bei Prof. Schaaber und setzte sich insbesondere mit komplexen Oberflächenschichten auf Eisenbasiswerkstoffen auseinander. Hierzu promovierte er 1972 bei Prof. Stüwe in Leoben. Zudem beschäftigte er sich in Bremen mit thermo-chemischen Wärmebehandlungen und bereits damals mit Schadensfällen. 1975 wechselte er zu Prof. Macherauch an die Universität Karlsruhe (TH). Dort widmete er sich insbesondere der Systematisierung der Schadenskunde und habilitierte 1980 in diesem Feld. Darüber hinaus erforschte er die Gefüge-, Eigenspannungs- und Verzugsentwicklung bei der Wärmebehandlung von Stählen, woraus zahlreiche Promotionen entstanden sind.
Hermann Müller war zudem passionierter Hochschullehrer, der Generationen von Karlsruher Studierenden insbesondere mit seinen Wahlfachvorlesungen „Gießereikunde“, „Werkstoffauswahl und -verwendung“ sowie „Schadenskunde“ für die Werkstofftechnik begeisterte. Anschaulichkeit, Lebendigkeit und stets eine Prise Humor prägten seine Vorlesungen. Dies gilt auch für die legendären Weiterbildungsveranstaltungen zur „Systematischen Beurteilung technischer Schadensfälle“ der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde, die er lange Jahre mitgestaltete.
Die DGM trauert um einen Freund und einen überzeugenden und motivierenden Werkstofftechniker, der sich große Verdienste in Forschung und Lehre erworben hat.
Prof. Martin Heilmaier, Karlsruhe
Prof. Volker Schulze, Karlsruhe
Der Text basiert zu Teilen auf einem Editorial, das Detlef Löhe und Volker Schulze anläslich des 65. Geburtstags von Prof. Müller geschrieben haben und 2003 in der Zeitschrift Materialwissenschaft und Werkstofftechnik erschien.